Synoptische Übersicht - Mittelfrist

ausgegeben am Dienstag, den 01.07.2025 um 10.30 UTC



Im Süden, später Südosten teils kräftige Gewitter. Sonst anfangs nur örtlich Schauer, ab dem Wochenende von Nordwesten zunehmend wechselhaft mit zeitweiligem Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 08.07.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag wird der Norden von einem recht kurzwelligen Trog überlaufen, am Boden steigt der Luftdruck im Zusammenhang mit der Ausdehnung des Azorenhochkeils. In der im Norden und der Mitte eingeflossenen, stabileren und vor allem kühleren Luftmasse (850 hPa-Temperaturen um 5 Grad) ist es im Norden wechselnd bewölkt mit örtlichen, meist eher schwachen Schauern, in der Mitte überwiegt Absinken, teils größere Auflockerungen und es bleibt trocken. Über der südlichen Mitte/dem Süden liegt die Luftmassengrenze, etwa südlich des Mains liegen daher noch Reste der sehr warmen, feucht-labilen Luftmasse. Mit Winddrehung auf Nord bis in die südlichen Landesteile stabilisiert es allmählich, so dass die Konvektion eventuell gedämpft wird. Mindestens im Bergland dürfte die Hebung aber wohl ausreichen, so dass im Tagesverlauf wieder mit teils kräftigen Gewittern, auch lokalen Unwettern vor allem bzgl. Starkregen, eventuell auch Hagel (etwas Scherung wird simuliert) gerechnet werden muss. Später ist sowohl der Kurzwellentrog im Norden durch, die Achse des Bodenkeils liegt über Deutschland und in der Höhe ist allgemein eine leichte antizyklonale Kontur zu erkennen. Von daher abends recht bald Abklingen der Konvektion (im Norden und auch im Süden).

Am Samstag ist die feucht-labile Luftmasse ganz im Süden wahrscheinlich immer noch nicht komplett ausgeräumt. Hinzu kommt eine zunehmende Austrogung über Westeuropa und wahrscheinlich eine flache Tiefdruckrinne über den westlichen Landeteilen bis in den Süden. Die Austrogung über Westeuropa erfolgt in zwei Schüben: eine flachere, kürzerwelligere über dem Süden und eine markantere bei den Britischen Inseln. Erstgenannte kann voraussichtlich im Alpenraum erneut zu örtlichen, lokal kräftigen Gewittern (lokal Unwetter bzgl. Starkregen aufgrund geringer Verlagerung) führen. Die markante Austrogung bei den Britischen Inseln korrespondiert mit einem Bodentief über der nördlichen Nordsee. Das zugehörende Frontensystem sorgt im Nordwesten zunächst für zunehmende Bewölkung, gegen Abend/in der Nacht zum Sonntag setzt dann im Nordwesten schauerartiger Regen ein. Vorderseitig des Troges gelangt ein Schwall etwas wärmerer Luft (850 hPa-Temperaturen um 15 Grad) in den Süden und Südosten, das Temperaturniveau steigt also gegenüber den Vortagen teils wieder etwas an.

Am Sonntag amplifiziert der Trog beiden Britischen Inseln weiter, die Achse liegt über Frankreich und erreicht abends/nachts die westlichen Landesteile. Der Einfluss des Nordseetiefs nimmt zu. Durch die noch weiter auf Süd bis Südwest drehende Strömung verbleibt der Südosten zunächst im Bereich der wärmeren, labilen Luftmasse. Die Front selbst verlagert sich eher langsam vom Nordwesten in die Mitte, der Luftdruck fällt aber ggf. kann auch ein vorlaufender Bodentrog über dem Süden und Südosten vermehrt zur Auslöse von Schauern/Gewittern führen. Im Frontbereich regnet es zeitweise. Abends/nachts läuft die Front trogvorderseitig in die östlichen Landesteile. Die Trogvorderseite wird teils recht markant simuliert, die Scherung nimmt z. Schauer und Gewitter klingen demnach voraussichtlich nicht ab, sonst zeigen eher eine Tendenz zur Verclusterung und nachts gebietsweise anhaltendem, teils schauerartig verstärktem, anfangs gewittrigem Regen. Starkregen über mehrere Stunden kann dann nicht ausgeschlossen werden. Rückseitig der Front dreht der Wind auf westliche Richtungen, lebt teils böig auf. Die Trogachse in der Höhe ist noch nicht durchgeschwenkt und auch am Boden folgt ein Trog, so dass auch im Nordwesten weiterhin einige Schauern zu erwarten sind.

Am Montag und Dienstag liegt ein umfangreicher Trog über Mitteleuropa, kurzwellige Anteile, zum Dienstag wahrscheinlich ein markanterer Kurzwellenanteil, überqueren unser Vorhersagegebiet. Es dominiert also zyklonaler Einfluss. Deutschland liegt auf der Südflanke des von der Nordsee nach Skandinavien gezogenen Tiefdruckgebietes. Mit einem mäßigen bis frischen, an der See teils stark böigen West- bis Südwestwind wird die feucht-labile Luftmasse auch allmählich aus den südöstlichen Landesteilen verdrängt. Bei wechselnd bis starker Bewölkung kommt es recht verbreitet zu schauerartigem Regen, mit Durchgang des ggf. markanteren Troganteils und einer etwas labileren Luftmasse im Südosten sind auch kräftigere Entwicklungen möglich (erhöhte Scherung, Jetmaximum in der Höhe).

Zur erweiterten Mittelfrist deutet sich dann allgemein das Durchschwenken des Troges und der allmähliche Abzug der Niederschläge, steigender Luftdruck von Westen und das weiterhin geringere Temperaturniveau an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist bis einschließlich Samstag gut. Am Sonntag nehmen die Timing- und Amplitudenunterschiede deutlicher zu. Vom Grundprinzip her wird ein zunehmender Einfluss des Nordseetiefs inklusive des recht markanten Troges über Westeuropa simuliert. Zu Beginn der neuen Woche nehmen die Unsicherheiten hinsichtlich Timing und Amplitude weiter zu. Teils zeigt sich einer neuerliche Austrogung über dem Ostatlantik, teils schwenkt der markantere Trog vom Sonntag einfach durch. Grundtenor ist zunächst eine zyklonale Witterung auf einem geringeren Temperaturniveau.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Mit Blick auf andere Globalmodelle zeigt sich eine recht gute Übereinstimmung der grundlegenden Strömungsverhältnisse, ICON ist zwischenzeitlich leicht zyklonaler aufgestellt. Ab Montag nehmen die Unterschiede in der Trogstruktur und im zeitlichen Ablauf zu, alle gesichteten Globalmodelle zeigen aber zunächst den umfangreichen Trog über Europa - in eben unterschiedlicher Ausprägung. In der erweiterten Mittelfrist deutet sich auch beim GFS das Durchschwenken des Troges und zunehmender Hochdruckeinfluss von Westen an, im Detail sogar etwas stärker als beim aktuellen IFS-Modelllauf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) vier Cluster mit 21 und jeweils 10 Membern, Haupt- und Kontrolllauf finden sich in Cluster 1 wieder. Für unseren Vorhersagebereich zeigen sich dabei nur geringe Unterschiede der kurzwelligen Troganteile, die den breiten Langwellentrog umlaufen. In wie weit diese kleineren Differenzen für uns prognoserelevant sein können, bleibt abzuwarten. Der Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) wartet mit drei Clustern auf (25, 17 und 9 Member, HL und KL in Cluster 1). Dabei wird die Austrogung bei den Britischen Inseln unterschiedlich markant und progressiv simuliert. Der aktuelle, deterministische Lauf bzw. Cluster 1 nehmen dabei die Mittelposition ein. Cluster 2 verzögert die Ostverlagerung des Troges und lässt ihn mehr in Richtung Iberische Halbinsel austrogen, Cluster 3 lässt ihn dagegen weitgehend durchschwenken. Mit anderen Worten: Andauer/Nachhaltigkeit der zyklonalen Witterung zu Wochenbeginn noch unsicher. In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch (+192 h) werden ebenfalls drei Cluster simuliert, HL und KL mit insgesamt 24 Membern in Cluster 1. Cluster 1 und 2 (16 Membern) zeigen das Trogdurchschwenken, Cluster 2 dabei etwas verzögert. Cluster 3 (mit 11 Membern) hingegen zeigt zwar ein recht rasches Durchschwenken des Troges, dafür nachfolgend nur einen eher flachen Keil. Von daher deutet sich allgemein zwar ab Mitte kommender Woche eine Wetterberuhigung von Westen an, wie nachhaltig diese ist, bleibt abzuwarten.

Die Rauchfahnen sind im gesamten Mittelfristzeitraum relativ gut gebündelt, sowohl hinsichtlich der Temperatur in850 hPa als auch beim Geopotenzial in 500 hPa. Demnach steig steigt die Temperatur nach dem Minimum an Freitag bis zum Sonntag nochmal leicht an, um dann kontinuierlich zurückzugehen. Zur erweiterten Mittelfrist hin dann auf niedrigerem Niveau verweilend. Es deutet sich also keine neue Hitzewelle an. Die Niederschläge nehmen allgemein im Verlauf des Sonntages zu (zunehmender Tiefdruckeinfluss), zur Mitte der Folgewoche gehen sie allmählich wieder zurück.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Warnwürdige Wetterereignisse konzentrieren sich hauptsächlich auf konvektive Ereignisse: Im Hauptfokus für auch teils kräftige Entwicklungen ist der Süden und Südosten des Landes. Dort wird die feucht-labile Luftmasse nur zögerlich ausgeräumt, so dass wiederholt Gewitter ausgelöst werden. Auch der EFI legt hier den Fokus durch leicht erhöhte CAPEshear-Signale. Begleiterscheinungen sind Starkregen, teilweise Hagel und Sturmböen. Vor allem bzgl. Starkregen sorgen meist geringe Verlagerungstendenzen für Unwetterpotenzial. In der Nacht zum Montag kann auch mehrstündiger Starkregen (im markanten Bereich) im Südosten des Landes nicht ausgeschlossen werden. Zumindest springt der deterministische IFS-Modelllauf aktuell am Alpenrand und ein wenig ins Vorland ausgreifend darauf an, auch im IFS-EPS und EFI sind vor allem am östlichen Alpenrand leichte Signale zu finden. Der Wind spielt zumindest abseits von Gewittern zunächst keine Rolle, auf der Südflanke des beschriebenen Tiefs nimmt er zu und dreht auf westlichen Richtungen, markante Böen können dabei ab Sonntag vor allem im Bergland auftreten.

Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, MOS-Mix



VBZ Offenbach / Dipl.Met. Sabine Krüger