Synoptische Übersicht - Mittelfrist

ausgegeben am Samstag, den 27.05.2023 um 10.30 UTC



Blockierendes Hoch über NW Europa. Tagsüber warm, kühle Nächte.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.06.2023

Am kommenden Dienstag befindet sich eine steuernde Antizyklone mit Zentrum bei den Britischen Inseln. Sie lenkt die Frontalzone weit nach Norden aus, in der ein Trog über Skandinavien nach Südosten zieht. Damit verbunden schwenkt eine Kaltfront südwärts, die kaum wetterwirksam auch Mitteleuropa gestreift hat und sich auflöst. Sie bringt in den Norden kühlere Luft, ein paar Wolken, die rasch wieder verschwinden, aber kaum Regen. Rasch dehnt sich postfrontal der Hochdruckeinfluss nach Osten aus, wobei am Mittwoch die Hochdruckzone nach Süden vorankommt und über Norddeutschland nach Osten verläuft. Die trockene Luft erwärmt sich durch die anhaltend starke Einstrahlung gebietsweise auf sommerliche Werte. In der recht lebhaften östlichen Strömung kann es im südlichen Bergland windiger zugehen. Am Donnerstag liegt das blockierende Höhenhoch mit Schwerpunkt über der Nordsee, wobei der davon ausgehende Keil über Mitteleuropa nach Osten reicht. Infolge kräftigen Absinkens steigt das Temperaturniveau noch etwas an. Bei fast ungehinderter Einstrahlung sind Werte bis 28/29°C möglich. In den Süden sickert etwas feuchtere Luft ein und ermöglicht in den Alpen eine leichte Gewitterneigung, sonst bleibt es niederschlagsfrei. Gerade in der trockensten Luft im Bereich der Hochachse kühlt es nachts kräftig ab. Am Freitag schwenkt ein Trog in der nördlich verlaufenden Frontalzone nach Osten und führt über Skandinavien zu einem Kaltluftvorstoß. Dabei zieht sich das Hoch etwas nach Westen zurück und die Vordergrenze der kühleren Luft erreicht in Form einer wenig wetterwirksamen Kaltfront Dänemark und die Ostsee. Bei uns überwiegt noch sonniges und warmes Wetter. Ganz im Süden garniert mit einer leichten Gewitterneigung im Bergland. Im Norden können abends erste Wolken aufziehen. Am Samstag weitet sich der Trog über Mittel- und Osteuropa nach Süden aus, während das blockierende Hoch bei den Britischen Inseln die Stellung hält. Die Kaltfront überquert Deutschland südwärts. Von Kaltluftadvektion und Druckanstieg überlaufen, ist sie wahrscheinlich kaum wetterwirksam. Neben dem auffrischenden auf nördliche Richtungen drehendem Wind bringt sie in der Nordhälfte eine Abkühlung, im Süden bleibt es eher warm bis sehr warm. In der erweiterten Mittelfrist regeneriert sich die Hochdruckbrücke wieder und die Luftmasse kann sich erneut erwärmen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist insgesamt gut. Der weitgehende Hochdruckeinfluss damit sicher. Leichte Unschärfen ergeben sich bezüglich der Gewitterneigung im Süden ab Wochenmitte, der Vorlauf war mit dem Kaltlufttropfen dort offensiver, die aktuelle Lösung rudert wieder zurück und beschränkt ein leichtes Gewitterrisiko aufs dortige Bergland. Auch die Kaltfrontpassage zum Ende der Mittelfrist ist nicht gesichert. Sie taucht neu in der aktuellen Lösung auf, die Vorläufe hielten die kühle Luft weiter nördlich zurück und simulierten bis zum Ende schwachen Hochdruckeinfluss über Deutschland mit meist trockenwarmer Luft.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Über weite Strecken ist die mittelfristige Entwicklung sicher und durch Hochdruckeinfluss geprägt. Die Unsicherheiten aus der Konsistenzbetrachtung finden sich aber auch im Modellvergleich wieder. Während die antizyklonale Kaltfront zum Ende der Mittelfrist am nächsten Freitag und Samstag auch von ICON und GFS gezeigt wird, hat sie UKMO analog zu den Vorläufen des IFS nicht auf der Karte. Dafür schließt sich UKMO der gestrigen 12z Lösung der Europäer an und simuliert ab Wochenmitte im Süden vermehrt Schauer und Gewitter unter einem Kaltlufttropfen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis einschließlich Donnerstag weichen die Lösungen der Ensembles nicht wesentlich von der des Hauptlaufs ab. Danach fächert die Kurvenschar in den Rauchfahnen diverser deutscher Städte auf. Die Lösung des Hauptlaufs liegt dann für die T850 und Geopotential 500 am unteren Rand der Ensembles, sprich: Diese tragen die Kaltfront zum Ende nicht oder nur zum Teil mit. Nennenswerte Niederschlagssignale sind ohnehin nicht vorhanden. Eher wird im Süden durch Niederschlagspeaks tagsüber eine Zunahme der Schauer- und Gewitterneigung zum Ende der nächsten Woche angedeutet. Die Clusterung setzt zunächst voll auf Blocking mit nur leichten Unterschieden bis T+96h. Danach werden 3 Cluster gebildet. Cluster 2, 19 Member inkl. Hauptlauf, zeigt noch am ehesten die leichte Abkühlung zum Ende der Mittelfrist mit einem markanten Trog über der Ostsee und dem östlichen Mitteleuropa. In den anderen Clustern tritt der Trog weniger in Erscheinung. Aus dieser Sicht sieht es auch eher nach anhaltend warmem Wetter aus. Für die erweiterte Mittelfrist wird ein Cluster des Typs "Atlantic Ridge" gebildet, der die Höhe über Mitteleuropa mit Trögen über Nord- und Westeuropa wieder zyklonaler gestaltet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Abgesehen von lokalen Gewittern über dem südlichen Bergland stehen mittelfristig keine markanten Wetterentwicklungen an.

Die Gewitter finden keinen Widerhall in der Probabilistik.

Basis für Mittelfristvorhersage Mos Mix, IFS, EPS



VBZ Offenbach / Dipl.Met. Bernd Zeuschner